Politische Kampagnen in Indien setzen jetzt KI ein, um verstorbene Politikerinnen und Politiker zumindest digital wieder zum Leben zu erwecken. Angesichts des bevorstehenden Wahlkampfs in Indien werden die ethischen und rechtlichen Implikationen dieser Praxis genauer unter die Lupe genommen.
Vijay Vasanth, ein Schauspieler, der inzwischen zum Politiker geworden ist, nutzte diese Technologie kürzlich für seinen Wahlkampf in Kanniyakumari, indem er seinen Vater H. Vasanth Kumar, einen ehemaligen Parlamentsabgeordneten und Geschäftsmann, der vor vier Jahren an Covid-19 starb, digital wiederauferstehen ließ. In einem Wahlkampfvideo wirbt ein KI-generierter Kumar für seinen Sohn, indem er behauptet, dass “seine Seele immer noch bei ihm ist” – eine Botschaft, die darauf abzielt, die Unterstützung der Wählerinnen und Wähler zu gewinnen, indem sie seine anhaltende Präsenz und sein Vermächtnis beschwört.
Dies ist Teil eines allgemeinen Trends, bei dem indische Parteien zunehmend auf KI zurückgreifen, um mit ihren Wählern in Kontakt zu treten. Auch M. Karunanidhi, ein verstorbener politischer Führer aus Tamil Nadu, trat posthum digital auf und sprach bei Parteiveranstaltungen und Buchvorstellungen, wobei sein ikonischer gelber Schal und seine dunkle Brille digital nachgebildet wurden.
Dieser Einsatz von KI spricht tiefe kulturelle Gefühle an, insbesondere in Indien, wo der Respekt vor Verstorbenen sehr groß und öffentliche Kritik an ihnen selten ist. Die Wiederbelebung dieser Persönlichkeiten durch KI soll Nostalgie wecken und die ideologische Kontinuität stärken, was besonders in Wahlkampfzeiten überzeugend sein kann.
Ethische Bedenken, rechtliche Konsequenzen in Indien und die Zukunft der KI in der Politik
Diese Praxis hat jedoch erhebliche ethische Fragen aufgeworfen. Kritiker argumentieren, dass die Verwendung von Bildern und Stimmen Verstorbener ohne deren ausdrückliche Zustimmung zu Fehlinformationen führen und die Wahrnehmung der Wähler/innen manipulieren könnte, wodurch die Authentizität des politischen Diskurses untergraben würde. Zudem würden die Grenzen zwischen echter Unterstützung und gefälschten Inhalten verschwimmen, wodurch die Wähler/innen über die Herkunft und den Wahrheitsgehalt der Nachrichten, die sie erhalten, getäuscht werden könnten.
Ähnliche Bedenken haben weltweit zu Regulierungen geführt, wie z.B. dem Verbot von Robocalls in den USA, für KI-generierte Wahlkampfaufrufe. Im Gegensatz dazu ist die Regulierungslandschaft in Indien noch dabei, mit dem schnellen technologischen Fortschritt Schritt zu halten.
Trotz dieser Bedenken vergleichen Befürworter wie Salem Dharanidharan, ein Sprecher der Partei Dravida Munnetra Kazhagam, den Einsatz von KI in politischen Kampagnen mit den historischen Veränderungen in der Kommunikationstechnologie – von der Zeitung über das Kino bis hin zum Fernsehen. Sie argumentieren, dass KI einfach das neueste Medium sei, um politische Ideologien effektiver zu verbreiten.