Das US-Justizministerium (Department of Justice, DOJ) will, dass sich Google von seinem selbst entwickelten Browser Chrome trennt. Damit soll der Wettbewerb in der Online-Suche wiederhergestellt werden, nachdem ein Bundesrichter den Suchmaschinenriesen im August als Monopolisten bezeichnet hatte.
In einem 23-seitigen Dokument hat das Justizministerium dargelegt, was es vom Richter gegen Google durchsetzen lassen will, um dessen Marktdominanz zu verringern. Unter anderem soll der Chrome-Browser als einziger Zugangspunkt zur Suchmaschine gelten.
In dem Dokument erklärt das Justizministerium, dass die Entfernung von Chrome aus seinem Repertoire „Googles Kontrolle über diesen kritischen Zugangspunkt zur Suche dauerhaft beenden und konkurrierenden Suchmaschinen den Zugang zu dem Browser ermöglichen würde, der für viele Nutzer das Tor zum Internet darstellt“.
Im August bezeichnete Richter Amit Mehta das Unternehmen als „Monopolisten“, als das Suchmaschinengeschäft aufgedeckt wurde. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht Googles absolute Dominanz im Suchmaschinengeschäft, das als illegales Monopol eingestuft wurde, wobei das Unternehmen große Summen ausgibt, um an der Spitze zu bleiben.
Dazu gehört auch die Zahlung von 20 Milliarden Dollar pro Jahr an Apple, um die Standardsuchmaschine im Safari-Browser des iPhones zu sein. Während der ersten Anhörungen sagte Satya Nadella, CEO von Microsoft, über Apple: „Wen auch immer Apple auswählt, sie machen ihn zum König“.
DOJ had a chance to propose remedies related to the issue in this case: search distribution agreements. Instead, DOJ chose to push a radical interventionist agenda that would harm Americans and America’s global technology leadership. https://t.co/QslGbUyklR
— News from Google (@NewsFromGoogle) November 21, 2024
Eine weitere Möglichkeit, Google daran zu hindern, seinen verlorenen Marktanteil zurückzugewinnen, besteht darin, das Unternehmen für fünf Jahre daran zu hindern, wieder in den Browser-Markt einzusteigen. Außerdem soll die Art und Weise überprüft werden, wie Google Android handhabt, das als „privilegierter Zugang zu verwandten Produkten oder Diensten“ unter dem gleichen Dach angesehen wird. Dazu gehören YouTube und der KI-Chatbot Gemini.
Google greift DOJ wegen Chrome-Verkauf an
Obwohl das Dokument nicht direkt besagt, dass Google sich von Android auf die gleiche Weise trennen muss wie von Chrome, heißt es doch, dass Google sich alternativ dazu „entscheiden kann, Android von Anfang an zu veräußern, anstatt die Anforderungen von Abschnitt V zu erfüllen“.
Kent Walker, President of Global Affairs & Chief Legal Officer, Google & Alphabet, antwortete in einem bissigen Blogbeitrag. Er wetterte gegen die vorgeschlagenen Änderungen an Googles Geschäftspraktiken und bezeichnete sie als „schockierend“ und „extrem“.
Im Kern des Blogeintrags geht es Walker mehr um den „beispiellosen Übergriff der Regierung“, der sich letztlich auf die Kerngeschäftspraktiken auswirken würde.
Walker widerspricht dem Justizministerium, weil es „die Sicherheit und Privatsphäre von Millionen Amerikanern gefährden“ würde. Außerdem würde es „unsere Investitionen in künstliche Intelligenz bremsen“, die er für eine der „wichtigsten“ Innovationen der Gegenwart hält. Das Unternehmen hat Milliarden ausgegeben, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.
Ein weiterer Teil ist die Entwicklung von sogenannten „Auswahlbildschirmen“, falls es zu einem Verkauf kommen sollte. Sollte der Richter diese Maßnahme bei Android durchsetzen, müsste Google „nicht nur einen, sondern zwei separate Auswahlbildschirme installieren“, um auf die Google-Suche zugreifen zu können. Walker bedauert, dass dies auch von einem technischen Komitee genehmigt werden müsste und wünscht sich, dass „wir das erfinden“.
Google-Gegner befürchten, dass die kommende Trump-Regierung dem Suchmaschinengiganten nachsichtiger gegenübertreten wird. Das Justizministerium untersteht neuen Personen, was den weiteren Verlauf des Falls beeinflussen könnte.
Abbildungen: Wikicommons, Google